Diagnose jenseits der Doshas – das Denken in Eigenschaften

Jahr: 2019

Wenn man auf Reisen geht, ist es hilfreich zu wissen, in welcher Himmelsrichtung das Ziel liegt -zumindest geht’s dann nicht gänzlich in die falsche Richtung! Einen ähnlichen Stellenwert haben die doshas in der Ayurveda-Diagnostik: Als praxisnahe Wegweiser liefern sie eine allgemeine Orientierung für die Therapiewahl. Aber genauso wie man für das Auffinden eines geographischen Ziels präzisere Angaben benötigt, so bedarf es für eine individuelle Ayurveda-Therapie eine Vielzahl weiterer Diagnose-Parameter.

Die drei doshas sind letztlich nur Zusammenfassungen von jeweils sieben Eigenschaften (guna). Entschlüsselt man sie, so eröffnet sich ein faszinierender Ansatz, der den Kern des klassischen Ayurveda-Denkens ausmacht und der auf sämtliche Phänomene der Innen- und Außenwelt anwendbar ist. Mithilfe des Eigenschafts-Modells lassen sich Symptome und Therapiemethoden in einen Zusammenhang bringen, indem überschüssige Eigenschaften mit Therapiemaßnahmen von entgegengesetzten Eigenschaften ausglichen werden. Nehmen wir die Trockenheit: Eine Arthrose ist letztlich eine „Austrocknung“ der Knorpelflächen, die zu eine Degeneration der Gelenkgewebe führt. Mit „befeuchtenden“ Maßnahmen wie Ölmassagen oder der Einnahme von fettbasierten Heil- und Nahrungsmitteln steuert man im Ayurveda der Krankheit entgegen. Besonders in der Ernährungstherapie ist dieser Ansatz von großem klinischen Nutzen und stellt eine echte Alternative zum molekular-biologischen Denken der modernen Naturwissenschaften dar. Zudem ist diese Denkweise auch für Laien leicht nachvollziehbar, sodass z.B. der Patient schnell zur Eigenständigkeit bei der Wahl seiner Nahrungsmittel versetzt werden kann.

In diesem Workshop zeigen wir kurz die Hintergründe und Quellen des „Denkens in Eigenschaften“ auf. Als praktisches Diagnose-Training werden wir es vor allem anhand von griffigen Beispielen auf unser Alltagserleben anwenden, die Brücke zur ayurvedischen Diagnostik schlagen und mithilfe von kurzen Falldarstelllungen für eine differenzierte Ernährungstherapie nutzen.